Ziele und Ablauf der Konferenz:
Anlässlich des 87. Jahrestages des Völkermordes von Dersim, möchten wir Anfangs die Ursachen und Folgen der Staatspolitik im Osmanischen Reich und der republikanischen Türkei thematisieren, die zu verschiedenen Genoziden geführt haben und diese der hiesigen Öffentlichkeit vermitteln. Anschließend möchten wir uns explizit mit dem Völkermord in Dersim beschäftigen, über das nur sehr wenig bekannt ist, sowie einer Analyse der Staatspolitik der Türkisierung und Islamisierung in der Gründungsphase der türkischen Republik. Damit möchten wir einen Beitrag zur weiteren Erforschung der Gewalt- und Vernichtungspolitik gegenüber ethnischen und religiösen Minderheiten in der Türkei leisten. Im weiteren soll das Dersim- Tertele als ein nicht anerkannter/unbekannter Völkermord aus der Perspektive des Völkerrechts und der Genozidforschung bewertet werden. Dieser Teil der Konferenz soll auch Möglichkeiten der Aufarbeitung im Lichte der internationalen Erfahrungen aufzeigen. Abschließend soll aufgezeigt werden, wie wichtig es ist, ein Bewusstsein zu schaffen für das Trauma, das von Gesellschaften erlebt wird, die einem Völkermord ausgesetzt waren. Hier soll auch insbesondere die transgenerationale Weitergabe eines kollektiv erlebten Traumas zwischen den verschiedenen Generationen und die Methoden zur Bewältigung dieser aufgezeigt werden. Die Konferenz soll einen Beitrag zu einem besseren Verständnis für die historischen und sozialen Traumata der betroffenen migrantischen Community in der hiesigen Gesellschaft leisten. Hierfür soll aber auch beleuchtet werden, welchen Einfluss der Rassismus und der religiöse Fundamentalismus heute noch innerhalb der betroffenen Bevölkerungsgruppen haben.
Es soll aber auch eine kritische Auseinandersetzung innerhalb der migrantischen
Communities über Ursachen und Folgen der verschiedenen Genozide und der Politiken die zu diesem geführt haben, gefördert werden. Durch diese kritische Beschäftigung mit diesem Thema hoffen wir auch innerhalb der betroffenen migrantischen Gesellschaften demokratische und humanistische Werte zu stärken.
Weiterhin soll auch das Bewusstsein für die Migration als eine Wanderung der Geisteswelt eines Individuums von einem Ort zu einem anderem in der hiesigen Gesellschaft gestärkt werden. Denn jeder Mensch bringt seine eigene Geschichte, Kultur, Glauben sowie Traumata mit, welche in den Ursprungsregionen ihre Wurzeln haben. Wir glauben, dass ein besseres Verständnis der migrantischen Communities mit ihren oben beschriebenen Eigenheiten einen positiven Einfluss auf das gesellschaftliche Miteinander hier haben wird.
Datum: Samstag, 4. Mai 2024
Uhrzeiten: 15:00 – 22:00
Ort: Alte Feuerwache , Melchiorstraße 3, 50670 Köln Köln
Einlass: 15:00 – 15:30
Start: 15:30
Eintritt: 7-10 Euro
Eröffnungsansprachen, Tüday etc.
Abschnitt 1: 16:00- 18:00
Programm:
Nationsgründung und Gewalt: Die Türkisierung Anatoliens am Ende des Osmanischen Reiches
Prof. Dr. Hans Lukas Kieser
Die Gründungsideologie der Türkischen Republik und das „Tertele“ von Dersim
Kazim Gündogan (Sachbuchautor, Schriftsteller)
Das „Tertele“ von Dersim im Internationalen Recht und Genozid- Studien
Dr. Hüseyin Celik
Genozid – Trauma – Aufarbeitungs- und Heilungsprozesse
Prof. Dr. Jan Ilhan Kizilhan
Moderation: Ayse Kalmaz (Autorin, Regisseurin)
Sprache: Deutsch-Türkische Simultanübersetzung
Diskussions- und Fragerunde zwischen Podium und Publikum
2 .Teil
Musikalisches Programm: Melodien der vom Genozid betroffenen Völker
Beser Sahin
Djancate Janet & Aykut
Asli Zelal
Veranstalter:
TÜDAY (Menschenrechtsverein Türkei/Deutschland),
AABF (Föderation der alevitischen Vereine in Deutschland),
FDG (Föderation der Dersim Gemeinden in Europa)
Unterstützer: Kurdische Gemeinschaft in Deutschland, Föderation der Ezidischen Vereine,
Dersim Soykirim Karsiti Dernegi 1938 e.V, KulturForum TürkeiDeutschland, Stiftung Dersim
Akademischer Austausch, Melanchthon Akademie, NAVEND (Zentrum für Kurdische Studien e.V.), Cerkesya Hareketi-Köln, Die Alevitische Jugend in NRW e.V. (BDAJ-NRW),
Rosa Luxemburg Stiftung, Initiative „Völkermord erinnern“, Stimmen der Solidarität, Multikulturelles Forum e.V, Agadeka,
Zum 87. Jahrestag
am 4.Mai Gedenken wir der Opfer von DERSİM 38 Tertele
Ein Völkermord im Schatten des Zweiten Weltkriegs.
Der 4. Mai ist der Gedenktag des Völkermords an Dersim. An diesem Tag erinnern Dersimer und ihre Freunden in Dortmund und Umgebung zusammen mit vielen Teilen von Deutschland, Europa und der Welt den zehntausenden unschuldigen Zivilisten, die brutal ermordet wurden.
Die Turkisierens Politik wollte eine Rasse, eine Sprache, einen Glauben schaffen. Daraus entstand eine jahrelange Unterdrückungs- und Assimilationspolitik gegen die Bevölkerung von Dersim, die in einen Völkermord/Tertele in den Jahren 1937/38 mündete.
Die historischen, kulturellen und sozialen Säulen Dersims und des alevitischen Kızılbaş-Volkes. wurden zerstört. Während wir uns voller Respekt vor der Erinnerung an alle in Dersim 38 Tertele ermordeten Menschen verneigen, fordern wir die staatlichen Behörden erneut auf, sich ihrer eigenen dunklen Geschichte zu stellen.
Obwohl der damalige Premierminister Erdoğan am 23. November 2011 in einen politischen Manöver gegenüber dem damaligen CHP-Vorsitzenden Kılıçdaroğlu den Völkermord zugab, unternahm er bisher keine konkreten Schritte und entschuldigte sich nicht wahrhaft bei der Bevölkerung von Dersim und treibt stattdessen eine schnelle Auslöschung der Dersimer Kultur voran.
Insbesondere den Dorfbewohnern von Dersim, die 1994–95 gewaltsam aus ihren Dörfern vertrieben wurden, wurde die Rückkehr in ihre Dörfer nicht gestattet. So wurde der Bau von Staudämmen und Wasserkraftwerken fortgesetzt, die Natur und die Wälder von Dersim wurden niedergebrannt und unsere Wälder werden aus sogenannten „Sicherheitsgründen“ immer noch niedergebrannt und abgeholzt. Dersim, das Mutterland von Aleviten und Kızılbaş, wird verschwindet weiterhin und die Menschen in Dersim werden weiterhin gebrandmarkt. Alle alevitischen, rumänischen, armenischen und kurdischen Initiativen der AKP-Regierung bleiben reine Worte, ebenso wie die oben genannte „Entschuldigung“.
Präsident Erdoğan, Parlamentspräsident Numan Kurtulmus und alle Parteivorsitzenden: „Wie lange wird die Wunde von Dersim 1937–38, die seit 87 Jahren nicht geheilt ist, noch bluten? Hören Sie jetzt die Dersimer und Ihre Schreie! Ignorieren Sie nicht die Forderungen der Bevölkerung von Dersim. Die Bevölkerung von Dersim erwartet von Ihnen, dass Sie konkrete Schritte unternehmen, und den Anforderungen und Ihrer Entschuldigung nachzukommen. Verschließen Sie Ihre Ohren nicht vor Dersims Schrei.
Wir rufen alle, die sich für Demokratie, Menschenrechte, Liebe und Gerechtigkeit einsetzen, dazu auf, an diesem schmerzhaften Gedenktag, dem 4. Mai, mit uns zu sein.
Es ist die Pflicht jedes ehrenwerten Menschen, der sagt, er sei gerecht, den Schreien der Menschen in Dersim zuzuhören. Wir laden alle aufrechten Menschen und Institutionen ein, an unserem Gedenken am 4. Mai teilzunehmen.
Tragen Sie zu Dersims Schrei bei!
Wenn Sie nicht bei uns sind, fehlt uns eine Person!
ADRESSE: HAUS DER VIELFALT, ZUR VIELFALT 21, 44147 DORTMUND, um 18.00 Uhr
Dersim Gemeinde Westfalen