Die historischen Entwicklungen von Dersim vor 1938
Geschichte von Dersim
Die geografische Lage von Dersim
Dêsım (Dersim) ist der heute inoffizielle Name eines Gebiets in der Türkei / Ostanatolien, das im Kern der heutigen Provinz Tunceli entspricht. Die alten Grenzen von Dersim gingen hingegen von Kayseri-Sarız bis Muş-Varto, von Gümüşhane bis Malatya und Maraş.
Die Spache und die Ethnien
Die Dersimer nennen sich selbst KIRMANC (außerhalb Zentral Dersims auch Zaza und Dımili). Kırdas und Kırdaski sind Begriffe, die für die Dersimer Kurden und deren Sprache verwendet werden.
Die uralte Sprache der Dersimer heißt Zazaki. Bekannt ist diese Sprache auch unter den Bezeichnungen Kırmancki oder Dımılki und gehört zu den massiv bedrohten Sprachen. Es handelt sich dabei um eine in Ost- und Südostanatolien beheimatete Sprache, die der nordwestiranischen Gruppe des iranischen Sprachzweiges angehört. Derzeit wird die Sprache laut UNESCO von ca. zwei Millionen Menschen gesprochen.
Die Kırmanc/Zaza zählen ungefähr drei bis vier Millionen Personen, von denen zwei bis drei Millionen Kırmanc/Zazaisch als Muttersprache sprechen. Die restlichen haben mittlerweile die Sprache verlernt. Die Sprache der Zaza wird linguistisch als eigenständige Sprache aufgefasst. Sie bildet zusammen mit dem verwandten Gorani eine selbstständige Untereinheit Zaza-Gorani des Nordwestiranischen.
Nach der Islamisierung von Anatolien wurden die Gruppen im südlichen blauen Teil sunnitisiert, während die im Norden lebenden ihren Alevitischen Glauben trotz aller Wiederstände im zerklüfteten Bergland behielten.
Kultur und Glauben
Dersim ist ein buntes Mosaik von Kulturen. Dersimer sind überwiegend Alewiten. Sie haben eine humanistische, naturverbundene und esoterische Glaubensgemeinschaft und werden sowohl ethnisch als auch religiös verfolgt. Bei den Dersimer gab es lange Zeit keine schriftliche Überlieferung. Märchen, Gedichte, Lieder wurden mündlich überliefert. In den letzten Jahrzehnten fanden immer mehr Verschriftlichungen der Dersim-Kultur in Europa, bzw. in Deutschland statt. Dersimer gehörten ursprünglich zu den nichtmuslimischen Völkern Anatoliens.
Konflikte
Bei der Islamisierung wurden viele blutige Kriege gegen nichtmuslimische Völker in Anatolien geführt. Der Schlacht bei Caldiran im Jahr 1514 brachte sowohl den Aleviten als auch anderen nichtmuslimischen Völkern in Anatolien Niederlagen. Dennoch konnte die Region Dersim im Kern bis 1937/38 relativ autonom bleiben. In den Jahren 1937-38 kam es in der Region Dersim, der heutigen Provinz Tunceli in Ostanatolien, zu staatlich angeordneten Massenexekutionen, denen etwa 70 000 Menschen, darunter viele Frauen, Kinder, alte Menschen zum Opfer fielen. Viele tausend Dersimer wurden zwangsdeportiert. Dieser Völkermord wird bis heute durch die Türkische Republik nicht anerkannt.
Exil und Entvölkerung
Die Unterdrückung durch den Staat endete nicht mit 1937/38. Durch die schwierige wirtschaftliche Lage in den 70er Jahren siedelten viele Menschen von Land in die Großstädte der Türkei um. Dazu kam es im Jahr 1994 zu einer großen Offensive durch das türkische Militär. Viele Dörfer wurden niedergebrannt und entvölkert. Durch diese Unruhen hat eine letzte große Welle der Auswanderung stattgefunden. Als Vertriebene haben sie Gemeinschaften außerhalb von Dersim gebildet. Vor allem in Großstädten sind Unterstützervereine entstanden.
Ein erheblicher Teil der Dersimer lebt mittlerweile in Westeuropa, vor allem in Deutschland und anderen Ländern in Europa. Nach Europa kamen sie in drei Wellen. Die erste Welle kam mit den „Gastarbeitern“ in den 60er/70er Jahren, als Deutschland händeringend Arbeitskräfte suchte. Die zweite nach dem Militärputsch, der am 12. September 1980 stattfand. Die Dritte nach der militärischen Offensive im Jahr 1994. Somit lebt der größte Teil der Dersimer heutzutage im Exil.
Die Dersimer sind zum großen Teil in Europa gut integriert und tragen mit Kultur, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zur Gemeinschaft bei. Trotzdem fühlen Sie sich noch immer als Dersimer, pflegen ihre Kultur und erinnern sich Ihrer Geschichte.
FDG
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